Krankenversicherung für Selbstständige
Privat oder gesetzlich krankenversichern – was ist die bessere Wahl?
Bei der Krankenversicherung für Selbstständige können Sie zwischen der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung wählen.
Diese Entscheidung will gut überlegt sein, denn entscheiden Sie sich als Selbstständige*r für die private Krankenversicherung, haben Sie später keine Möglichkeit mehr in die gesetzliche Krankenkasse zu wechseln.
Aber eine grundsätzliche Empfehlung für die Krankenversicherung kann auch nicht gegeben werden, denn sowohl die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) als auch die private Krankenversicherung (PKV) haben ihre Vor- und Nachteile.
Themen Krankenversicherung für Selbstständige
- Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für Selbstständige
- Private Krankenversicherung (PKV) für Selbstständige
- Vor- und Nachteile der GKV für Selbstständige
- Vor- und Nachteile der PKV für Selbstständige
- Kosten der Krankenversicherung für Selbstständige
- Welche Form der Krankenkasse ist zu empfehlen?
- FAQ Krankenversicherung für Selbstständige
Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für Selbstständige
Überblick zu den Konditionen und Leistungen
Möchten Sie sich als Selbstständige*r gesetzlich krankenversichern, müssen Sie in den letzten 24 Monaten oder mindestens 12 Monate vor der Existenzgründung gesetzlich versichert gewesen sein.
Eine Ausnahme bildet die nebenberufliche Selbstständigkeit. Machen Sie sich nebenberuflich selbstständig und verdienen weniger als 64.350 Euro / Jahr, entfällt die Wahlfreiheit und Sie müssen sich weiterhin in der GKV pflichtversichern.
Wie werden die Beiträge für die GKV berechnet?
Die Höhe der Versicherungsbeiträge wird in der gesetzlichen Krankenversicherung nach der Höhe des Einkommens berechnet. Das gilt für Selbstständige und Freiberufler. Da Sie im ersten Jahr noch keinen Einkommenssteuerbescheid vorlegen können, werden die Beiträge geschätzt. Zugrunde gelegt werden also die voraussichtlich zu erwartenden Einkünfte. Nach dem ersten Jahr der Selbstständigkeit reichen Sie dann den Einkommenssteuerbescheid ein. Die endgültige Beitragshöhe erfolgt dann immer rückwirkend. Daraus können sich dann Rückzahlungen und Nachzahlungen für Sie ergeben.
GKV mit oder ohne Krankengeld
Sie können in der gesetzlichen Krankenversicherung selbstwählen, ob Sie Krankengeld wünschen oder nicht. Ohne Krankengeld beträgt der Beitragssatz 14,0 % und mit Krankengeld 14,6 %. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag liegt bei 1,3 %. (Stand 2021)
In der GKV gibt es eine Mindestbeitrag und einen Höchstbeitrag. Die GKV legt ein Mindesteinkommen von 1.096,67 Euro / Monat fest. Die Obergrenze liegt bei 4.837,50 Euro / Monat. Verdienen Sie mehr, müssen Sie für den darüber liegenden Einkommensteil keine Beiträge zahlen. (Stand 2021)
Leistungen der GKV
Die Leistungen der GKV sind umfassend und wir beschränken uns an dieser Stelle auf eine kurze Zusammenfassung. Sie müssen wissen, dass einige Leistungen individuell von den gesetzlichen Krankenkassen angeboten werden können. Viele gesetzliche Krankenkassen bieten mittlerweile auch individuelle und damit kostenpflichtige Leistungen an. Bevor Sie sich für eine GKV entscheiden, machen Sie am besten einen GKV Vergleich.
- Kontrolluntersuchungen und Standardimpfungen
- Haus- und Facharzt frei wählen
- Krankenhaus mit 10 Euro / Tag Eigenanteil für maximal 28 Tage ab 18 Jahren
- Medikamente mit einem Eigenanteil von 10 %, mindestens 5 Euro / Packung und höchstens 10 Euro / Packung. Insgesamt sollen alle Zuzahlungen pro Jahr nicht mehr als 2 Prozent des Bruttoeinkommens betragen.
- Krebsvorsorge, Heilmittel und Hilfsmittel
- Kinderkrankengeld, Zahnbehandlungen und Zahnersatz
- Kieferorthopädie, Fahrkosten, Kur / Reha
- Psychotherapie, Schutz im Ausland und Kostenerstattung
- Alternative Behandlungsmethoden, Beitragsrückerstattung
- Chronische Krankheiten
Private Krankenversicherung für Selbstständige
Überblick zu den Konditionen und Leistungen
Im Vergleich zur GKV bietet die PKV einige Leistungen und Möglichkeiten, die in der gesetzlichen Krankenversicherung nicht angeboten werden. Außerdem haben Sie die Möglichkeit das Preis-Leistungsverhältnis selbst mitzubestimmen.
Auch hier gibt es eine Ausnahme für Selbstständige im Nebenberuf. Sind Sie hauptberuflich angestellt und nebenberuflich selbstständig, müssen Sie in Ihrem Hauptberuf mindestens 64.350,00 Euro / Jahr verdienen, damit Sie sich privat krankenversichern können.
Wichtig zu wissen: Möchten Sie zu einem späteren Zeitpunkt in die GKV zurück wechseln, geht das nur, wenn Sie jünger als 55 Jahre sind, wieder in ein Angestelltenverhältnis wechseln und weniger als 64.350,00 Euro / Jahr verdienen.
Können Sie die Beiträge für die PKV nicht mehr aufbringen, bieten diese privaten Krankenkassen einen Basistarif / Nottarif an, der vergleichbar mit den Tarifen der GKV ist.
Wie werden die Beiträge für die PKV berechnet?
In der privaten Krankenversicherung richten sich die Beiträge vor allem nach dem gewünschten Versicherungsumfang, Ihrem Gesundheitszustand und Ihrem Alter. Das bedeutet, je jünger und gesünder Sie sind, desto günstiger sind die Beiträge und andersherum, je später Sie sich für die PKV entscheiden, desto teurer werden die Beiträge. In der PKV haben Sie die Möglichkeit Ihr Krankentagegeld selbst festzulegen. Das bedeutet Sie entscheiden ab wann Sie Krankentagegeld beziehen möchten und in welcher Höhe. Aber Achtung, je früher das Krankentagegeld gezahlt wird, desto höher sind die Versicherungsbeiträge.
Einen prozentualen Beitragssatz wie in der GKV gibt es in der PKV nicht. Nutzen Sie einen Beitragsrechner, um Ihre voraussichtlichen Kosten zu ermitteln, denn diese werden individuell berechnet.
Leistungen der PKV
Auch bei den Leistungen der PKV gibt es wesentliche Unterschiede zur GKV. Die GKV stellt folgende Bereiche bereit in denen Sie Ihre Leistungen wählen können.
- Ambulante Leistungen
- Stationäre Leistungen
- Zahnleistungen
- Kurleistungen
- Krankentagegeld
- Beitragsentlastung im Alter
Bei den ambulanten Leistungen können Sie wählen, ob die Leistungen ganz oder teilweise erstattet werden. Außerdem bietet die PKV auch das von der GKV bekannte Hausarzt-Modell. Zudem können Sie in den Leistungen für Arzneimittel, Heilmittel, Hilfsmittel und Heilverfahren wählen.
Bei den stationären Leistungen besteht die Möglichkeit die Behandlung durch den Chefarzt festzulegen, ein Ein- oder Zweibettzimmer zu erhalten oder weitere Wahlleistungen im Tarif festzulegen.
Bei den Kosten für Zahnbehandlungen und Zahnersatz zahlen gute PKV Tarife zwischen 80 und 100 % . Oftmals wird eine Staffelung für Erstattungen in den ersten Jahren angeboten.
Die Kurleistungen sind vor allem für Versicherte interessant, die nicht gesetzlich rentenversichert sind, denn Kurleistungen werden meist von den Rentenversicherungsträgern übernommen.
In der PKV können Sie selbst festlegen ab wann und in welcher Höhe das Krankentagegeld gezahlt werden soll.
Beziehen Sie Rente, sinkt Ihr monatliches Einkommen. Dazu gibt es in der PKV sogenannte Altersrückstellungen, die dafür sorgen, dass die Beiträge im Alter möglichst stabil bleiben. Sie sollten bei der Wahl der PKV also schauen, ob der Versicherer bereits in der Vergangenheit stabile Beiträge erhebt. Sie können außerdem in jungen Jahren einen höheren Beitrag zahlen und so für das Alter vorsorgen, bzw. ansparen. Das angesparte Geld wird verzinst und meist ab dem 65. Lebensjahr verwendet die Beiträge im Alter zu senken.
Vor- und Nachteile der GKV für Selbstständige
Beide Krankenversicherungen haben Ihre Vor- und Nachteile. In der GKV für Selbstständige können Sie Ihre Kinder bis zum 25. Lebensjahr kostenlos mitversichern. Die Beiträge sind kalkulierbar und werden jedes Jahr Ihrem Einkommen angepasst. Zudem können Sie Ihre GKV unkompliziert wechseln, wenn Sie mit der aktuellen gesetzlichen Krankenversicherung nicht zufrieden sind.
Nachteilig kann sein, dass die GKV nur die Grundversorgung und Einheitsleistungen anbietet. Wahlmöglichkeiten hat man kaum. Ein Nachteil kann auch sein, dass beliebig Leistungen gestrichen werden können. Und wer sich zu spät überlegt wieder in die GKV wechseln zu wollen, muss dies bis zum 55. Lebensjahr tun. Danach ist ein Wechsel zurück nicht mehr möglich.
Vor- und Nachteile der PKV für Selbstständige
Ein großer Vorteil ist sicher einkommensunabhängige Beitrag. Sie bezahlen in der PKV die von Ihnen gewählten Leistungen und nach Alter. Damit bietet die PKV gegenüber der GKV ein deutliches Leistungsplus. Sie haben viel mehr Leistungen zur Auswahl und können diese individuell für sich anpassen. Häufig erhalten Sie schneller einen Arzttermin.
Nachteilig und damit auch teurer, jedes Familienmitglied muss extra versichert werden, auch Kinder. Die Kostenentwicklung steigt im Alter und der Wechsel des Versicherers ist schwieriger als in der GKV. Ab dem 55. Lebensjahr sind Sie an die PKV gebunden und können nicht mehr in der GKV wechseln.
Kosten der Krankenversicherung für Selbstständige
Leistungs-, alters- oder einkommensabhängig
Wir sind bereits im Text auf die Kosten der Krankenversicherung für Selbstständige eingegangen, fassen diese aber noch einmal zusammen.
In der gesetzlichen Krankenversicherung für Selbstständige sind die Beiträge einkommensabhängig. In der privaten Krankenversicherung für Selbstständige sind die Beiträge von den gewählten Leistungen, dem Alter und dem Gesundheitszustand des Versicherten abhängig. In der GKV zahlen Sie 14,0 oder 14,6 %, während es für die private Krankenversicherung für Selbstständige keine Prozentangaben gibt.
Ganz grob lässt sich nur sagen, dass Sie in beiden Versicherungsmodellen zwischen 300-500 Euro / Monat kalkulieren müssen. Aber wie gesagt, das ist wirklich nur eine grobe Kalkulation.
Welche Form der Krankenkasse ist zu empfehlen?
Leider kann es auf diese Frage keine eindeutige Antwort geben. Die gesetzliche und die private Krankenversicherung unterscheiden sich hinsichtlich der Leistungen und der Beitragsbemessung. Sie sollten daher beide Faktoren berücksichtigen.
Sind Sie jung, gesund und wünschen sich vielfältige Leistungen, ist die PKV eine Überlegung wert. Zudem haben Sie die Möglichkeit die Leistungen anzupassen, wenn andere Notwendigkeiten auftreten.
Sind Sie jung, aber vielleicht chronisch erkrankt und möchten die Beiträge abhängig von Ihrem Einkommen zahlen, wäre die gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige die bessere Wahl.
Wir raten Ihnen für beide Modelle einen Versicherungsvergleich zu nutzen und die Vor- und Nachteile individuell für Sie gegeneinander abzuwägen.
FAQ Krankenversicherung für Selbstständige
Fragen und Antworten zur Krankenversicherung für Selbstständige
Wir fassen die wichtigsten Fragen zur Krankenversicherung für Selbstständige noch einmal zusammen.
- Gesetzliche Krankenversicherung oder private Krankenversicherung für Selbstständige?
Eine eindeutige Antwort kann es auf diese Frage nicht geben. Wägen Sie das Für und Wider, die Vor- und Nachteile für Ihre persönliche Situation ab und nutzen Sie einen Versicherungsvergleich. Erst dann sollten Sie Ihre Entscheidung treffen.
- Welche Krankenversicherung ist für Selbstständige günstiger?
Auch darauf kann man keine allgemeingültige Antwort geben, denn die Berechnungsmethoden sind zu unterschiedlich. In der GKV werden die Beiträge nach dem Einkommen berechnet und in der PKV nach dem Alter, dem Gesundheitszustand und den ausgewählten Leistungen.
- Ich stehe am Anfang meiner Selbstständigkeit und verdiene wenig.
Für Selbstständige mit geringem Einkommen ist die gesetzliche Krankenversicherung eine gute Wahl. Der Mindestbetrag liegt bei 148,63 Euro / Monat, sodass Ihre monatlichen Kosten gering sind. Bei einem monatlichen Einkommen zwischen 1.000,00 und ca. 1.500,00 Euro ist die GKV unter Umständen die bessere Wahl.
- Können die Krankenkassenbeiträge von der Steuer abgesetzt werden?
Ja, sind Sie privat krankenversichert, können Sie pauschal 2.800,00 Euro als Sonderausgaben geltend machen. Die Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung sind ebenfalls steuerlich absetzbar.
- Ist die Krankenversicherung für Selbstständige Pflicht?
Ja, die Kranken- und Pflegeversicherung ist Pflicht. Die Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung hingegen sind freiwillig.