Änderungsschneiderei gründen
Sie wollen sich mit einer Änderungsschneiderei selbstständig machen?
Prinzipiell gilt die Änderungsschneiderei als Inbegriff der seriösen Heimarbeit.
In den letzten Jahrzehnten haben es Gründer in dieser Sparte jedoch schwer aufgrund der billigen Massenware aus Asien.
Daher lohnt es sich preislich nicht immer, ein Kleidungsstück perfekt auf den eigenen Körper anpassen zu lassen.
Die Textilindustrie mit ihren Einheitsgrößen und Dumpingpreisen ist der größte Konkurrent für das Traditionsberufsbild der Änderungsschneider geworden.
Wenn Sie sich also spezialisieren und den Markt studieren, können Sie sich dennoch einen guten Namen in der Branche machen und in Ihrem Atelier gute Umsätze generieren.
Die Voraussetzungen für die berufliche Selbstständigkeit
Da es sich um ein Handwerk handelt, sollten Sie über eine schulische und berufliche Ausbildung als Schneiderin oder Modeschöpferin verfügen.
Die nötigen Fertigkeiten und Kenntnisse müssen Sie mitbringen, um potentielle Kunden anzuziehen und ihnen ein entsprechendes Leistungsspektrum anbieten zu können, welches sich nicht nur mit Kürzen von Hosen beschäftigt.
Stellen Sie Ihr eigenes Können in den Mittelpunkt als Basis für eine erfolgreiche und nachhaltige Geschäftsidee.
Achten Sie darauf, dass die Resultate unmittelbar sichtbar sind und nach außen getragen werden als Werbung.
Dazu ist ein schön belichtetes Schaufenster mit Probewerkstücken, sowie ein eigener Showroom ideal.
Wer Kunden mit seinen eigenen Skills begeistern möchte, muss auf eine funktionierende Mund-zu-Mund-Propaganda setzen.
Wenn Sie eine eigene Homepage mit guter SEO-Optimierung besitzen, ist das allemal ein riesen Vorteil, um die eigene Präsenz und das Leistungsspektrum anzubieten.
Änderungsschneiderei gründen – Fachwissen, Leistungsspektrum und Anmeldung beim Gewerbeamt
Zwar benötigen Sie keine spezifische Ausbildung, jedoch sollte Fachwissen vorhanden sein, um eine saubere und überzeugende Arbeit abzuliefern. Ihr Können steht in unmittelbarem Zusammenhang mit Ihren Verdienstmöglichkeiten. Je spezifischer Ihr Angebot ist, desto höher können Sie durchsetzbare Preise anberaumen, sofern sich in Ihrer Nähe keine unmittelbare Konkurrenz befindet.
Für den Beginn könnte es sinnvoll sein, mit einem Bekleidungsgeschäft zu kooperieren, um einen Kundenstamm aufzubauen. Für den Betrieb Ihrer Änderungsschneiderei müssen Sie auf jeden Fall ein Gewerbe anmelden. Flickschneider müssen sogar im Rahmen der Gewerbeanmeldung der Handwerkskammer beitreten. Flickschneider dürfen Kleidungsstücke nur abändern, jedoch keine eigenen Kleider nähen oder entwerfen.
Erkundigen Sie sich hierzu bei der Handwerkskammer und präzisieren Sie genau Ihr Angebot. Durch die grundsätzliche Nähe zu handwerksähnlichen Berufen müssen Sie in den meisten Fällen auch eine Handwerkskarte im Zuge der Gewerbeanmeldung beantragen.
Wettbewerbsanalyse und Markttendenzen
Ihnen muss klar sein, dass die Preise für Textilien auf dem Massenmarkt generell niedrig sind. Häufig ist Kleidung von der Stange so günstig, dass sich eine Anpassung oder Reparatur finanziell nicht rechnet. Bedenken Sie auch, dass viele Modehäuser in der Zwischenzeit hausinterne Schneiderei-Leistungen anbieten, um individuelle Kundenwünsche besser zu erfüllen. Wenn Ihnen eine Kooperation mit einem derartigen Modehaus gelingt, hätten Sie ein permanent gutes Auftragsvolumen in der Tasche.
Eine Änderungsschneiderei sollte auch solche Kunden anlocken, die für Kleidung mehr bezahlen und auf traditionelle Handwerksarbeit Wert legen und Einheitsware meiden. Es ist de facto so, dass sich viele Menschen über ihre Kleidung definieren. Somit könnten Sie eine Nische besetzen, die durchaus auch im höheren Preissegment angesiedelt sein darf.
Wenn Sie sich mit Massenänderungen im Niedrigpreissegment begnügen wollen, müssen Sie in kurzer Zeit zu sehr vielen Aufträgen kommen. Haben Sie erstmal Ihre Nische gefunden, können Sie sich einen guten Kundenstamm aufbauen und entsprechend höhere Preise veranschlagen. Vergessen Sie nicht, den Markt zu analysieren.
Wie viele Änderungsschneidereien oder Modehäuser mit Änderungsschneiderei-Service gibt es in Ihrem Quartier? Zeigt sich eine Marktlücke, in welche Sie gezielt vordringen können?
Professionelles Nähzimmer oder ein kleines Geschäft
Wenn der Wunsch laut wird, sein Hobby zum Beruf zu machen und damit Geld zu verdienen, bietet es sich vorerst an, eine nebenberufliche Tätigkeit als Änderungsschneiderin beim Gewerbeamt anzumelden. Dies hat den Vorteil, dass Sie sich langsam einen Kundenstamm aufbauen können, um sich in der Folge einen guten Namen zu machen.
Sie gehen mit Ihrer Änderungsschneiderei kein großes finanzielles Risiko ein, da Sie nicht sehr viele Investitionen haben. Es reicht vollkommen aus, im eigenen Haus ein Arbeitszimmer einzurichten, welches Sie auch von der Steuer absetzen können. In Ihrem Arbeitszimmer müssen lediglich Nähmaschinen, Werkzeuge wie Scheren, Trennmesser und dergleichen, sowie Stoffe und Textilien ihren geeigneten Platz finden.
Natürlich können Sie auch ein Geschäft in günstiger Lage mit zu erwartender Laufkundschaft eröffnen. Die Mietkosten müssen jeden Monat auf der Soll-Seite stehen. Wenn Ihr Arbeitszimmer irgendwann zu klein wird, können Sie die Überlegung tätigen, ein Geschäftslokal anzumieten. Denken Sie auch über eine Betriebshaftpflichtversicherung nach, im Falle, dass ein Schaden oder Verdienstausfall entsteht.
Änderungsschneiderei gründen – das perfekte Marketing
Achten Sie auf Ihre Zielgruppe. Möchten Sie eher im gehobenen Preissegment arbeiten oder die jüngere Zielgruppe ansprechen, die ein schmales Portemonnaie besitzt? Grundsätzlich bewegt sich die Zielgruppe eher weniger im Internet. Nichts desto trotz sollten Sie auf eine Internetpräsenz setzen, um zukünftige Tendenzen nicht zu verpassen und Ihrer Konkurrenz um Schritte voraus zu sein. Überzeugen Sie auch die jüngere Zielgruppe von Ihren handwerklichen Qualitäten und Leistungen.
Es ist schon so, dass in der heutigen Zeit kaum noch eine junge Frau selbst zur Nähmaschine greift, weil sie die Skills gar nicht mehr hat. Was vor 60 Jahren noch in Mode war, ist heute aus der Mode und so auch die Nähmaschine im eigenen Haushalt. Genau da können Sie ansetzen und Ihre Leistungen umfassend bewerben. Inserieren Sie in regionalen Zeitungen, machen Sie günstige Wurfzettel oder plakatieren Sie Ihr Business an der Gemeindepinnwand.
Auch Mund-zu-Mund-Propaganda ist häufig ein gutes Mittel, um an neue Kunden zu kommen. Überlegen Sie, wie Sie Ihre Kundschaft langfristig binden können. Gut kalkulierte Rabattaktionen für Folgeaufträge wie Treuekarten oder Änderungsabonnements (jeden Monat ein Kleidungsstück vergünstig ändern) können für eine sehr gute und langfristige Einnahmequelle sorgen.
Fazit
Mit Ihrer Änderungsschneiderei können Sie bei überlegter Vorgehensweise gutes Geld verdienen. Auch im 21. Jahrhundert lieben etliche Kunden ehrliche und professionelle Handwerksarbeit.
Der Trend geht hin zu mehr Qualität und individuellen Kleidungsstücken mit Anspruch und Stil.
Gründer, Unternehmensberater & Autor