Als Dolmetscher selbstständig machen
Sie sind in Sprachen ein Naturtalent und kennen diverse Kulturen?
Sie überlegen, sich als Dolmetscher selbstständig zu machen und möchten erfahren, worauf es bei der Gründung Ihres Business ankommt?
In unserem Beitrag erfahren Sie Wissenswertes rund um die Selbstständigkeit als Dolmetscher.
Als Dolmetscher selbstständig machen – Berufliche Qualifikationen
Sie müssen wissen, dass die Berufsbezeichnung des Übersetzers oder Dolmetschers in Deutschland nicht geschützt ist.
Konkret bedeutet das, dass es keine gesetzlich geregelten Voraussetzungen gibt, die Sie für Ihr Gewerbe mitbringen oder nachweisen müssen.
Im Grunde darf sich jeder als Dolmetscher oder Übersetzer bezeichnen.
Der klassische Werdegang ist eine Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondent, Simultanübersetzer, Übersetzer oder Dolmetscher, was mit einem Hochschulabschluss einhergeht.
Anders als bei einem generellen sprachwissenschaftlichen Studium wird hier der Schwerpunkt auf die Übersetzungstechnik gelegt.
Staatliche Prüfung für Dolmetscher
In vielen Bundesländern können Sie eine zertifizierte Prüfung für Dolmetscher und Gebärdensprachendolmetscher absolvieren. Wenn Sie die Prüfungen bestehen, qualifizieren Sie sich zum staatlich geprüften Dolmetscher.
Die Voraussetzung für eine Teilnahme bildet eine fachbezogene Ausbildung. Als Alternative dazu sind Nachweise der erforderlichen Sprach- und Fachkenntnisse sowie eine Berufserfahrung im Umfang von drei Jahren erforderlich und vorzuweisen. Informieren Sie sich über die angebotenen Sprachen und die individuellen Voraussetzungen in Ihrem Bundesland.
Mit der staatlichen Prüfung ist eine Beeidigung für Dolmetscher möglich. Als beeidigter Übersetzer haben Sie Zugang zu Aufträgen von Behörden, Gerichten und Notaren, für die Sie Übersetzungstätigkeiten ausführen können.
Als Dolmetscher selbstständig machen – Dolmetscher-Prüfung der IHK
Auf gesamter deutscher Ebene bietet die zuständige Industrie- und Handelskammer fachspezifische Examina zum geprüften Übersetzer und Dolmetscher an. Als Vorbereitung für die zweiteilige IHK-Prüfung müssen Sie einen Kurs belegen.
Spezialisieren Sie sich als Dolmetscher mit Fachbezug
Im Rahmen Ihrer Ausbildung werden Sie schnell feststellen, in welchem Bereich Ihre Stärken liegen. Bauen Sie dazu auf Ihre Talente und bilden Sie sich autodidaktisch weiter. Als Existenzgründer sollten Sie Ihr Kerngeschäft klar definieren. Typische Wirkungsfelder eines selbstständigen Dolmetschers könnten beispielsweise wie folgt aussehen:
- Simultandolmetschen oder Flüsterdolmetschen
- Konsekutivdolmetschen
- Schriftdolmetschen
- Beratung
- Gebärdendolmetschen für Gehör- und Sprachlose
Verknüpfen Sie Ihre Spezialisierung direkt mit Ihren individuellen Fachgebieten und Ihrer Qualifikation. Sie alleine entscheiden, ob Sie als beeidigter Übersetzer bei Gericht arbeiten möchten oder sich als Konferenzdolmetscher selbstständig machen. Sie sollten noch vor der Gründung einen fundierten Businessplan erstellen.
Als Dolmetscher selbstständig machen – Freiberuflich oder als Gewerbetreibender?
Dolmetscher zählen laut Steuerrecht (§ 18 EStG) zu den Katalogberufen und sind in aller Regel freiberuflich tätig. Als Freiberufler genießen Sie im Gegensatz zu den Gewerbetreibenden zahlreiche Vorteile und Privilegien, die Ihnen im Gegensatz zu anderen Rechtsformen eine Menge an Formalitäten ersparen.
Ihre Vorteile als selbstständiger, freiberuflicher Dolmetscher:
- Sie bezahlen keine Gewerbesteuern
- Die Mitgliedschaft bei der IHK ist nicht verpflichtend
- Sie genießen eine vereinfachte Gewinnermittlung mittels Einnahmen-Überschuss-Rechnung
- Sie unterliegen keiner Bilanzierungspflicht
Um in den Genuss dieser Vorteile zu kommen, müssen Sie sich als Freiberufler anerkennen. Ihr zuständiges Finanzamt nimmt die steuerliche Einstufung mittels eines formlosen Antrags vor. Nach eingehender Prüfung Ihrer Daten erhalten Sie Ihre Steuernummer und dürfen Rechnungen ausstellen.
Gewerbliche Dolmetscher
Selbstverständlich können Sie sich als Dolmetscher auch gewerblich registrieren lassen. Wollen Sie sich als Dolmetscher selbstständig machen, kann es in seltenen Fällen vorkommen, dass Sie in die Gewerbepflicht fallen. Wenn Sie Übersetzungsdienstleistungen Dritter anbieten, werden die Einkünfte aus den Vermittlungstätigkeiten steuerlich als gewerbliche Tätigkeit behandelt. Wenn Gewerbepflicht für Teilbereiche Ihrer Tätigkeiten besteht, bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten:
- Sie melden ein Gewerbe an, sodass all Ihre Einkünfte der Gewerbesteuer unterliegen
- Sie Trennen die Tätigkeiten buchhalterisch voneinander. In diesem Fall können Sie die Anerkennung als Freiberufler beim Finanzamt beibehalten.
Berufsgenossenschaft für Dolmetscher
Sie können sich als Dolmetscher auf freiwilliger Basis bei der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) versichern. Bei der VBG handelt es sich um die Berufsgenossenschaft für Freelancer aller Art.
Künstlersozialkasse
Wenden Sie sich an die Künstlersozialkasse, um Ihre Übersetzungsleistungen als künstlerisch-publizistische Arbeit einstufen zu lassen. Im Falle, dass keine Versicherungsflicht besteht, sollten Sie dennoch über einen ausreichenden Versicherungsschutz nachdenken.
BDÜ – Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V.
Sie sollten sich zudem Gedanken über eine Mitgliedschaft in einem relevanten Branchenverband wie dem BDÜ machen. Der Bundesverband hat zahlreiche Mitgliedsvereine, die die regionale Interessensvertretung für Ihre Berufsgruppe bieten.
Autorin, und frühere Mitherausgeberin eines Modemagazins & Kindermagazins schreibt hier als Autorin über neue Medien, Marketing und Events.