Migranten zwischen Weißrussland und Polen
Die Bilder von Flüchtlingen vor Stacheldrahtzäunen stellen Europa erneut vor Probleme
Sich einem Problem erst zu stellen, wenn die Bilder über Fernsehen und Zeitungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, ist in der politischen Landschaft weltweit betrachtet eine beliebte Herangehensweise.
Die Ströme von Migranten, die scheinbar aus dem Nichts in Weißrussland vor der Grenze zu Polen auftauchten, bilden das neueste Beispiel dieses politischen Handelns.
Die menschliche Psyche versucht Situationen innerhalb von Sekunden zu analysieren.
Treffen Menschen, die sich auf der Flucht aus ihrem Heimatland befinden, auf Stacheldrahtzäune und Tränengas vor den Toren Europas, ist es leicht sich mit den Flüchtlingen zu solidarisieren.
Die Hintergründe zu betrachten, warum erneut Menschen aus Syrien und Irak um Asyl bitten möchten, erfordert dagegen mehr als nur wenige Sekunden.
Die große Anzahl von Migranten in Weißrussland lässt auf politisches Kalkül schließen
Weißrussland gilt nicht als eines der Länder, welches den typischen Flüchtlingsrouten zugeschrieben wird. Diese Tatsache hat beim Betrachten der Bilder und Lesen der Nachrichten bereits die ersten Menschen stutzig gemacht. Rein zufällig ist die hohe Konzentration an Migranten ebenfalls nicht zustande gekommen. Seit Beginn des Sommers wurden in Weißrussland vermehrt Touristenvisa an Menschen aus dem Irak und Syrien erteilt.
Das erlaubte es den Migranten nicht sich zu Fuß auf dem Weg zu machen oder Schlepperbanden zu bezahlen, sondern ganz legal per Flugzeug einzureisen. Ab diesem Punkt waren viele Menschen in Weißrussland gestrandet.
Den Wunsch dort um Asyl zu bitten oder sich ein neues Leben aufzubauen hatten wahrscheinlich nur die wenigsten Menschen. Nach Ablauf des Visums zurückzukehren, stellt ebenfalls keine Option dar. Mit dem nahenden Winter und den bei vielen Migranten erschöpften finanziellen Mitteln bleibt häufig nur noch die Flucht nach vorne.
Migration als politischen Spielball zu verwenden ist kein neues Konzept
Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko ist nicht der einzige Politiker, der Flüchtlinge für seine politischen Zwecke einsetzt. Im Fall von Weißrussland ist es klar ersichtlich, dass der Westen in ein negatives Licht gerückt werden soll. Das Spiel mit der Hoffnung nimmt hierbei kaum bessere Züge an als Schlepper, die Flüchtlinge mit einem besseren Leben in Europa, den USA oder anderen Teilen der Welt ködern.
Was bleibt sind Menschen, die sich in einer aussichtslosen Lage befinden und erst langsam die Erkenntnis gewinnen, dem Ziel weit weniger nahe gerückt zu sein als ursprünglich gedacht.
Die Migration von Flüchtlingen wirft auch unangenehme Fragen auf
Können sich Menschen, die vor Krieg, Hungersnöten oder katastrophalen wirtschaftlichen Bedingungen fliehen, den zukünftigen Wohnort selbst auswählen. Diese Frage, wird oft mit Hinblick auf Rassismus oder anderes Gedankengut, welches menschenverachtende Züge trägt, nicht ausgesprochen. In Wahrheit ist es genau diese Frage, die es erlauben würde, der Lösung eines Problems näherzukommen.
Gäbe es Quoten führender Industrienationen, welche bereit wären in Krisensituationen einen Prozentsatz an Menschen aufzunehmen, würde die Verteilung von Flüchtlinge nicht mehr Wochen oder Monate auf sich warten lassen. Die Diskussionen, die von Menschen in verantwortlichen Positionen geführt wird, ist dagegen darauf bedacht, sich möglichst nicht selbst in eine missliche Lage zu bringen.
Bilder, die Flüchtlinge vor Grenzzäunen zeigen, verschwinden zwar kurzzeitig auf der öffentlichen Wahrnehmung, aber das Problem kann jederzeit wieder auflodern.
Internationale Krisen und Konflikte erst in der Praxis und nicht der Theorie zu lösen, ist einer der Faktoren, die das menschliche Leid von Flüchtlingen auch zukünftig in die Länge ziehen wird.
Ingo Noack – ich bin Chefredakteur von FirmaCo. Ich möchte Ihnen die neuesten Nachrichten aus dem Bereich Firmen Gründungen, Unternehmen erklären.